Mein Jakobsweg 2006

29.06.2006 Cirauqui - Los Arcos

56. Tag

Sitze in einem der vielen Cafes der wunderschönen Stadt Estella, beobachte das rege Treiben
und verewige diese Zeilen.

Heute Morgen gings über eine alte Römerstraße mit 3 kleinen Steinbrücken. Die RÖMER & ICH.
Auf einer dieser Brücken nahm ich eine kleine Brotzeit zu mir. Bedenkt man wie lange die jetzt schon
existieren!

Bin heute zusammen mit dem Holländer, der auf Aruba lebt, einer Insel der Niederländischen Antillen,
bis Estella gelaufen. Heute Morgen war ich müde, nicht ausgeschlafen und weniger gut bei Laune.
Im Moment bin ich jedoch wieder voll da und bei bester Stimmung. Die beiden Anderen hatte kein
Interesse die Stadt Estella de Bella (Estella die Schöne) zu erkunden. So musste ich mich alleine
durch die Gassen der Stadt schlagen. Mit höchster Freude natürlich denn diese Stadt verdient
ihren Spitznamen zu recht.
Ein Zuckersüßes Städtchen zum verweilen, ein absolutes MUSS!

Sitze hier direkt am Rande des Marktes der Heute stattfindet in einem Cafe und sehe dem
regen Treiben zu. Die Leute,das Flair die Stadt einfach wunderbar. Sehr Imposant ist die
Kirche San Pedro de la Rua und die Kirche des Heiligen Grabes Iglesia del Santo Seplucro
mit ihrem sehenswerten gotischen Portal.

Heute ist wieder so ein Tag wo ich meine geliebte 10D vermisse. Übrigens ist jeder Cafe den man
hier bekommt ein Hochgenuss. Ich wollte schon weitergehn und die Stadt wieder verlassen, da
sprach eine innere Stimme zu mir ich solle doch noch etwas verweilen, was ich dann auch tat.
Gott sei Dank! Eine weise Entscheidung. Machte noch einen Besuch im Palast der Könige von
Navarra
um mich dann schließlich doch auf den Weg nach Los Arcos zu machen.

Es sollte ja noch eine besondere Überraschung auf mich warten: Bodegas Irache - wo mann an
einer Weinkellerei einfach so Wein trinken konnte. Ein Weinbrunnen für Pilger. Darauf hatten mich
auch Charly & Marianne gebracht. Auf keinen fall verpassen. So freute ich mich schon seit Le Puy
auf diesen Moment. Und auch hier gingen 2 Wege - einer hin, einer vorbei! Ich nahm den HIN ;-)

So ca. 300m vor dem Brunnen kam Speediconzales an mir vorbei. Einer mit Turnschuhen und
wenig Gepäck. Entweder er rennt oder läuft extrem schnell. Jedenfalls geht das ja garnicht,
dass der mich da so mirnichts - dirnichts überholt. Ich zog die Riemen an meinem Rucksack allesamt
fest und stürmte mit ihm gemeinsam zum Brunnen. Er musste so lachen. Ich mit 15Kg und er ohne alles.
War nen mords Spaß. Auf 100m konnte ich mithalten danach war Schluss mit lustig 

Fuente del Vino de Bodegas Irache
Am Brunnen angekommen, war seine Maus schon da und labte sich an dem köstlichen Wein.
Es kam tatsächlich Rotwein aus dem Hahn. Aus dem anderen kam Wasser, so dass man nicht
gleich mit nem Vollpreller weiter laufen musste. Unglaublich! Als ich mich allein sann, kam da
nen Typ auf einem Quad und textete mich zu. Ich verstand leider nichts, aber er freute sich
sichtlich mich dort trinken zu sehen. Hier ist eine WebCam angebracht um sich beim saufen
beobachten zu lassen. Leider konnte ich niemand in Old-Germany über das Ereignis dieser
gigantischen Zapfangelegenheit informieren.

www.irache.com

Das älteste Kloster Navarras zu besichtigen ließ ich aus und begab mich auf den Weg weiter nach
"Villamayor de Monjardin". Eine grenzenlose Sicht die sich mir auf diesem Wege bot. Keine Pilger
vor oder hinter mir. Allein mit Mutter Natur. In Villamayor de Monjardin angekommen,
habe ich für große Jungs gemusst, dringend, und nahm Platz hinter dem Maurenbrunnen.
Musste mich beeilen da in dieser doch so verlassenen Gegend ausgerechnet in diesem Moment
eine ältere Dame mit ihrem Hund des Weges kam. Wollte in diesem kleinen Villamayor de Monjardin
eine kurze Pause einlegen und mich vieleicht an einem Bierchen vergehen aber es hatte alles geschlossen.
So blieb mir nichts anderes übrig als mein Wasservorrat aufzufüllen und des Weges nach LOS ARCOS zu ziehen.


EIN TRAUM VON EINEM WEG
- traumhafte 12,5Km

Weg nach Los Arcos / wmv 3.27Mb

Mutterseelenallein auf 12,5 km in der sengenden Nachmittagssonne, vorbei an schier endlosen
Weizenfeldern mit diesem märchenhaften Goldgelb. Dahinter die Berge und der blaue Himmel.
Ich genoss die Einsamkeit und jeden verflixten Schritt den ich tat.
Der Camino & Ich!
Ich war außer mir vor Freude. Nach einer Stunde machte ich ne Snickers- und Bepanthenpause.
Ich malte und schrieb in den Sand des Weges. Dann fuhr es mir langsam durch den Kopf und ich
wurde mir zu 100% bewusst wo ich mich befand: in Spanien auf dem Camino!
Ein dickes Dauergrinsen zog in mein Gesicht und ich war glücklich. Wahnsinn - ich liebe den Weg
immer mehr.

An den Mähdreschern vorbei (mir kam das Erntesystem der "Pflanzenproduktion-DDR" in den
Sinn - 5 Maschinen nebeneinander) stolperte ich langsam in Los Arcos ein. Am Ortseingang
gabs ne kleine Getränkestation mit Pilgerbuch aber ohne ein süffiges Bier.
In Frankreich gab es überall Pilgerbücher dem in Spanien nicht mehr so war. Harald stand nicht drinn.
Im Ortskern angekommen, rein in einen Laden und 2 Bierchen CERVESA gefasst. Jooo haben die
gezischt nach diesem Marsch.

Glockenspiel der Kirche Santa Maria / wmv 488kb

Ich war in einem sehr schöne Refugio untergebracht. Großer Garten und mit allem was man
benötigte ausgestattet. habe mir festliches Essen für heute Abend zusammengestellt und
besuchte noch die Kirche "Santa Maria" eine prächtige Kirche. Dieser Prunk im Inneren
erschlägt einen fast. Wie hat das Volk bluten müssen damit man solche Kirchen bauen konnte?
Bernd aus Magdeburg traf ich hier wieder. Trotz Küchenbenutzung gibts heute nur kalte Speisen.
Fisch-Baguette und einen 1998iger 12,5% Ascorbe Rotwein aus Los Arcos. (Abendmahl)

EIN TRAUMTAG !!!