Mein Jakobsweg 2006

28.06.2006 Pamplona - Cirauqui

55. Tag

Habe mich nach langem Suchen dafür entschieden, zwischen einer Mauer und parkenden Autos zu pennen.
Gleich hinter 2 Fiats habe ich mich niedergelassen. Der eine war ein Bravo wie meiner mit der gleichen Farbe.
Ja so was! Es war keine schöne Nacht. Erstens habe ich geschwitzt wie ein Schwein und dann machten mir
2 Katzen die Nacht zur Hölle. Um 4°° fingen die an zu jammern das ich kein Auge mehr zubrachte.
Das war der Preis für einen gemütlichen Abend. Aber ohne Zwanghaftigkeit. Gerne doch, immer wieder.
Falls irgendeiner hier an übersinnlichen Dingen zweifelt: welches Auto verlies den Parkplatz um 5.30°° als erstes???
Na klar, der hinter dem ich lag. Damit war die Nacht endgültig vorbei. Von ca. 70 parkenden Autos genau dieses.
Unglaublich!!! Gott sei Dank hatte Er/Sie nicht den Rückwärts- mit dem Vorwärtsgang verwechselt.

Ich bemerkte am Morgen, dass ich unbeabsichtigt an den Mauern der Pilgerunterkunft geruht hatte. Dort fand ich
Wasser zum waschen, trinken und Zähne putzen. So ein Glück widerum!
Jetzt schnell noch am Bankomat Geld gefasst und immer der Muschel hinterher. Einen Kaffee für meinen Motor
wäre jetzt ne tolle Sache. Kam an einem Cafe mit genüsslichem Duft vorbei, was jedoch erst um 7.30°° öffnete.
Eine Stunde warten wars mir dann doch nicht wert.

In "Cizur Minor" 5Km hinter Pamplona, sitze ich bei der 2 Tasse Cafe con Leche incl. Croissant und schreibe
diese Zeilen. So schön kanns sein. Zwei reizende Madln schmeißen hier den Laden.
Es heißt "BAR KAIOBA" (Grande Cafe + Milch + Croissant 2,-€) Noch Fragen?
Danach lief mein Motor wieder auf Hochtouren. Gut so, denn es ging immer zu die Berge hoch.
Bis Obanos überholte ich 35 Pilger. Hatte alle brav gezählt. Lustiges Spiel.

Blick zurück auf Pamplona

So, nun war ich endlich auf der Passhöhe Puerto del Perdòn angekommen und ließ ein Foto mit mir und den
übergroßen Pilgerfiguren machen. Der Weg hinab war ziemlich steinig und mit Vorsicht zu genießen.
Traf eine Deutsche Frau die mit einem Franzosen unterwegs war und trank mit beiden einen lecker Cafe bei
einem wirklich netten Gespräch.

Die ganze Zeit war ich am Horizont auf der Suche nach der Kirche EUNATE doch ich sah sie nicht.
Jetzt bin ich dann doch bei ihr angekommen. Und da stand sie vor mir. Wie hatten doch Charly & Marianne
aus Le Puydavon geschwärmt. Ich solle sie mir unbedingt ansehen. Es gab da auch einen zweiten Weg der
daran vorbei- und nicht hinführte.
Ich war sehr beeindruckt und beschloss, dort ein längeres Päuschen einzulegen. Setzte mich auf die Mauer
und verschlang einige stärkende Happen. Ein Foto musste her, klar doch.

Als ich schon ca. 500m weiter gelaufen war, fiel mir ein, dass ich mir keinen Stempel geholt hatte. Das ging ja
nun garnicht. Also wieder zurück und Stempel holen. Es hat sich auf alle Fälle gelohnt.
Man wird ein kleiner Stempelnarr mit der Zeit.

Weiter gings ins Städtchen Puente la Reina, sie verdankt ihren Namen einer Brücke, die im Auftrag der Königin
von Navarra im 11.Jh. gebaut wurde, um den Pilgern die Flussüberquerung des Arga zu erleichtern.
Dort wartete ebenfalls ein Stempel und ein kühles Blondes in einer kleinen Straßenbar auf mich.

Kam dort mit einem Magdeburger Pfarrer (Bernd) ins Gespräch der jetzt in Delitzsch eine neue Gemeinde
betreuen wird. Ich schaute mich noch etwas um und ging dann weiter.

Noch 7.5km bis Cirauqui. Diese schnukkelige kleine Stadt liegt auf einem Hügel und hat, wie sie im Führer
schreiben, eine neue Pilgerunterkunft. Also nix wie hin. Eine wirklich sehr schönes Refugio und das für 7,-€.
Abendessen 10,-€.
Schlenderte dann noch durch die Straßen bevor ich mich ans tägliche Wäschewaschen machte.
Ein Paar aus Norwegen und ein Holländer waren auch im Refugio. Wir beschlossen Abends gemeinsam zu Speisen.
Es war wunderbar, eine gesellige Runde und wir haben getrunken, gegessen und gelacht.
Es gab: Spaghetti - Salat - Brot - Wein - Pastete - Dessert - Fleischbällchen in Tomatensauce, einfach oberlecker.

Auch sollte man sich nicht den Besuch der Kirche in Cirauqui mit ihrem beeindruckendem Tympanon und reichlichen
Innenschmuck entgehen lassen.

Harald ist 120Km voraus in Calzada de Domingo.