Mein Jakobsweg 2006

16.06.2006 Lauzerte - Moissac

43. Tag

Bin diese Nacht vor lauter schwitzen im Schlafsack fast durchgedreht.
Bis ich mich einfach - zur Hälfte raus aus dem Ding - hingelegt hatte und
einfach nur den Wunsch verspürte, endlich einschlafen zu können.
Und siehe da, nicht eimal munter geworden diese Nacht.
Der Sack ist manchmal so warm und dann wird er zu eng und du denkst,
ja muss des sein, hättste nicht nen größeren kaufen können?
Alles sinnloses Eigengeschwätz. Das erste mal im Freien genächtigt wie in e
inem Bett. Ja so solls sein! ;-) Um 7.00Uhr raus aus dem Säckle und ab auf
neue aufregende Kilometer.

Mit frischer Spürnase auf der Suche nach dem Weg, sehe ich doch ein kleines
- overte - Cafe und: Peter der Canadier sitzt dort. Wenig später trifft auch Frank ein.
Sie hatten in der Gite gepennt und erzählten mir, dass Jens um 23.00Uhr dort
aufgetaucht ist. Somit stand fest, er war auch die 45km gelaufen. RESPEKT alter Junge.
Aber trotzdem seltsam da er sonst immer einen auf "Zeit lassen" macht.

Frank ist im übrigen derjenige, den Harald und ich für die Waffel hielten!

Nach einem lecker Cafe gingen wir 3 gemeinsam weiter in Richtung Moissac.
Es war kein aufregender Tag und auch nicht ein bewegender Weg heute.
Unterwegs labten wir uns wieder an den zahlreichen Kirschbäumen.
Ich Volltrottl bekam den Ranzen nicht voll genug und musste es später
mit Magendrücken, Blähungen und flottem Otto büßen. Egal, denn die
Kirschen waren super lecker und ich holte die vergangenen Jahre des
Nichtessens oder Wenigessens nach. Auch aß ich heute meine erste
von Hand gepflückte Apricose. Mmmmmmmmmmm war die gut!

Noch am Morgen schien es zu regnen und wir packten uns schon am Cafe
in Regenkleidung aber es sollte beim "Schien" bleiben.

Um 14.30Uhr haben wir Moissac erreicht. Zu meiner Überraschung war
Jens schon da. Er ist 4.00Uhr morgens schon los. Bestimmt um sich die
Gite-Gebühren zu sparen. Der Schlingel. Und Michel aus dem Elsass kam
auch des Weges. Wir ließen uns in der sehr schönen Gite de Etape "Le Carmel"
nieder. Ich bevorzugte die günstige Variante und nahm im Schlafsaal des Kellers Platz.
7,-€, mit Frühstück 12€, was will man mehr.
War ganz allein da unten und schön kühl war es auch.
Die anderen jammerten am nächsten Tag es sei viel zu heiß bei ihnen gewesen und voll.
Ich grinste mir eins ;-) Alles richtig gemacht.....

Die Gite ist ein ehemaliges Karmeliterkloster mit Kreuzgang und Garten.
Wunderschön. Wollte mir am Abend was kochen bin jedoch zu spät los.
Was schrecklich ist in France, ist, dass alles so zeitig schließt.
Ein Restaurant wollte ich mir nicht gönnen. War deshalb ziemlich angefressen
da ich alles aufgefuttert hatte.

Den Kreuzgang der Kirche Saint-Pierre habe ich mir auch entgehen lassen. A Trottl hoid!
Habe dann in einem Stehimbiss bei einem 2,-€ Bierchen Holland vs. Costa Rica
gesehen (2 : 1) und bin noch etwas durch die Straßen der Stadt spaziert.
Es war leblos auf den Straßen. Ist a Wengerl arabisch hier. Das liegt am hohen
Anteil der maghrebinischen Bevölkerung. All die Erzählungen von von der Schönheit
dieser Stadt konnte ich leider nicht nachempfinden. Aber Geschmäcker sind halt nicht gleich.

Moissac liegt am Fluss Tarn unweit von seiner Mündung in die Garonne.
Das milde Klima im Garonnetal lässt die Vegetation üppig gedeihen.
Die Tafeltrauben von Moissac sind wegen ihrer hohen Qualität sehr geschätzt.
Im Mittelalter war Moissac eine der wichtigsten Stationen auf der Podiensis.
Heute ist die Abteikirche Saint-Pierre und der Kreuzgang von der Unesco als
Weltkulturerbe klassifiziert.

Kaufte mir eine Pizza für 5,-€ und genoss jeden Bissen. Jetzt fängts an zu regnen.
Meinen vagen Berechnungen zufolge, müsste ich nächsten Samstag in
Saint Jean Pied de Port eintreffen. Werde ab morgen wieder alleine weiterlaufen.
Harald werde ich wohl nicht mehr sehen. Auch wenns schön wäre aber so ists für beide besser.
Trotzdem bin ich immer am rechnen wie weit er voraus ist und wie ich laufen müsste um ihn
wieder einzuholen. Naja, wenn man sonst nix konstruktives denken kann oder will wärend des
laufens, dann doch wenigstens dies.

Hätte ich mir nicht heute den Ansatz einer Blase gelaufen, wäre ich wahrscheinlich
weitergelaufen als bis nach Moissac. Mit Sohlenwechsel und Hirschtalk - Behandlung,
ließ sich das Ausmaß der neuen Blasenbildung auf ein Minimum reduzieren.

Jens hatte im Gite d`Etape im Gemeindehaus übernachtet. Ich hatte den Nachmittag verpennt
weil die Müdigkeit über mich kam. Nicht so der gängigste Tag gewesen.

Gute Nacht!