Mein Jakobsweg 2006

11.06.2006 La Cassagnole - Marcilhac-sur-Cèle

38. Tag

Was für ein Tag! Er hat schon mit einem gewaltig gutem Frühstück begonnen.
Nutella, Konfitüre, Butter, Cafe au Lait, Brot und Saft. Wenn das nix ist!
Ich war satt und hatte den Moter des heutigen Tages gut bedient.
Nach der Fressorgie von gestern Abend eh ein Wunder das ich so viel essen konnte.

Der Mann von der Gite hat mir empfohlen nicht den originalen Jakobsweg bis
Cahors zu gehen, sondern auf den nördlich verlaufenden - GR 651 - auszuweichen.
Nach dem permanenten "Pilgergrüßen" jeden Tag war mir das wirklich eine willkommene
Abewechslung.

Der Weg führt über:
Faycelles >>> Beduer >>> Corn >>> Espagnac-Saint-Eulali >>> Saint-Suplice nach
Marcilhac-sur-Céle!
Schon die Namen waren interessant....

Habe am Anfang die beiden Damen, die mit dem Wohnwagen unterwegs waren, getroffen.
Die Beiden und dann nur noch einen Canadier aus Montreal und das wars an Pilgern.
Der Morgenschiss im Freien muss hier erwähnt werden ;-)

Jawohl, den ganzen Tag über keinen getroffen und gesehen. GEIL!!! Nicht immer das
ewig widerkehrende aneinander Vorbeirennen und grüßen. Nach 4 Tabletten haben auch
meine Beine mitgemacht. FREUDE!!! Ging so schön vor mich hin. Ein friedlicher Tag.
Faycelles ist ein wunderschöner kleiner idyllisch gelegener Ort.
Ein unglaublicher Genuss fürs Auge. Alte Steingemäuer mit unendlich vielen Blumen
in den Gärten. Ja, ich hätte ab und zu an meiner Beschreibung solcher Dinge feilen sollen.
Auch vom Weg her war es sehr schön. Am Nachmittag als ich einen Blick zur Sonne warf,
konnte ich einen rießigen Regenbogenring (Korona?) sehen. Hatte das noch nie gesehen.
A Traum!

Es ging lange Zeit über geheimnisvolle wilde Wege am Fluss Lot entlang. Jeden Meter den
ich heute gelaufen war, dankte ich meinem Entschluss es so zu tun und dem Mann von der
Gite der mir den Weg empfohlen hatte.
Espagnac-Saint-Eulalie ist ein kleines romantisch-verträumtes-liebes Dorf.
Lädt zum verweilen ein. Es gibt hier ein "St.Jacques Museum" was leider im Moment
meiner Ankunft geschlossen hatte. Hinten war ein frei zugängliches Bettenlager vorhanden.
Aber nur für hartgesottene Pilger. Danach gings hoch in die Kalkberge.

Es war eine SCHWEINSHITZE heute. Die Luft stand und es war kaum zum aushalten.
Aber, ich sags nochmal, welch wunderschöne Wege hoch oben an den Felsen vorbei mit
einer traumhaften Aussicht aufs Tal und den sich dahinschlängelnden Fluss.
Mir wurde zunehmend durstiger. Ich verspürte den Wunsch nach einem eiskalten Bier.
Da gings auch schon in Richtung Saint-Suplice mit seinen markanten in den Fels gebauten
Häusern
hinunter. Dort nahm ich mir dann was ich mir vorgestellt hatte .... ein kühles Bierchen.
Anschließend gings wieder bergauf zur Hitzeschlacht durch enge Buchsbaumwege.
Wahnsinn aber schön...

Als ich unterwegs an einem Wohnhaus vorbei kam und nach Wasser fragte, lud man mich
spontan auf einen Schoppen Rosè ein. Ok, die Kommunikation war = 0 aber trotzdem lachten
wir und hatten einander Spaß, zumal mich deren Kinder immer im Ziel ihrer Wasserpistolen
hatten. Genau das richtige in diesem Moment. In solchen Momenten möchte ich gern
ein wenig französisch sprechen können. Das würde alles noch spannender machen.

Irgendwann spürte ich dann schon die anstrengend lange Strecke und war froh mein Tagesziel
erreicht zu haben. Nachdem ich mich nicht richtig entscheiden konnte ob ich mir heute eine
Gite leisten sollte, fragte mich einer der dort ruhenden ob ich mich nicht wenigstens duschen
wolle. Naja, für 6,-€ blieb ich dann die Nacht. Die Gite liegt direkt an einer Kirche die heute
nur noch eine Ruine ist. Es ist ein seltsames Gefühl in einer zerstörten Kirche zu stehen.
Hatte ich bis dato auch noch nie gesehen. Sehr ergreifend.

Mittags hatte ich mir eine kleine Vesper an einem Flüsschen verdient.
Meine Füße ließ ich im kalten Nass baumeln und schaute den Libellen
beim fliegen und sonnen zu. Das kalte Wasser war Balsam für meine Füße.

Es war ein sehr, sehr schöner Tag heute. Ich durfte in der Gite die Nudeln,
die den anderen zuviel waren, mit aufressen. -lecker- ;-)
Habe heute unglaublich viele Walnussbäume gesehen. Die wachsen hier in Massen.
Gibt ja auch soviele Moulins zum Öl pressen.

Geduscht, gewaschen, geratscht, geschrieben, gegessen und nun, P e n n e n!