Mein Jakobsweg 2006

09.06.2006 Conques - Decazeville

36. Tag

Bin immer noch am schwärmen vom gestrig Erlebten. Wir beide sind der Einladung
zum Frühstück nicht nachgekommen. Ich wollte, bin dann aber, nachdem Harald
auch nicht wollte und schon ne halbe Stunde vor mir weg ist, auch losgelaufen.
Pilgermesse heute morgen. Nee, ich wollte das von gestern Abend
in reiner Form für mich behalten. Ich bin keiner der zu jeder Pilgermesse geht.
Uns so wie es gestern gekommen war sollte es in meinen Erinnerungen auch bleiben.

Harald musste unbedingt weiter da er sich um seine Schuhe kümmern musste.
Waren schließlich andere auch schon auf dem Weg, also keine Panik wegen der

verpassten Messe. Man sollte am Abend oder Nachmittag wenn die Sonne auf
die Stadt scheint rüber zur kleinen Kapelle "Sainte Foy" gehn und den Ausblick
auf Conques genießen. Am Morgen ist die Stadt noch nicht von der Sonne erhellt.

Sitze gerade in Noailhac bei einem Kaffee und schreibe diese Zeilen. Gehe heute
nur nach Decazeville wo ich meine Photospeicher auf DVD kopieren will und
vorallem das Eröffnungsspiel zur WM 2006DEUTSCHLAND vs. COSTA RICA
sehen will.

Mir gehts so ganz gut nur der linke Fuß macht jetzt fast die selben Faxen wie
erst der Rechte gemacht hatte. So ein Scheiß. Ich denke mal ich bin heute Morgen
zu schnell gestartet und den Berg hochgelaufen. Schalte jetzt einen Gang zurück
um mich zu schonen denn es sind ja nur noch 11 Km bis Decazeville.
Man hat unterwegs wieder eine berauschende Fernsicht. Habe unterwegs den
Elsässer Michel getroffen. In Decazeville bin ich in der Gite de Etape "Les Volets Bleus"
eingecheckt. Sehr schön und angenehm. Sie wird von 2 Typen geführt die, eine richtig
schnuckelige Unterkunft die die Beiden hier geschaffen haben. Nur leiste ich mir heute
kein Abendessen und Frühstück. Obwohl die beiden sicher leckeres auf
den Teller zaubern. Wäre das Geld egal, würde ich immer in den Gites essen.
Regional fressen ist doch das Beste was man machen kann.

Habe die Chips auf CD brennen lassen. 14,-€ - verdammt teuer, der Bastard.
Bin durch die Stadt gelaufen und habe eingekauft. War heute mal Schokogeil.
Habe NIKE "Trail" Sandalen für 50,-€ ergattert. Hoffe ich werde es nicht bereuen.
Aber bei der Hitze immer in den LOWA's rumlatschen kanns ja wohl nicht
sein. Käsefuß sei dankbar!
In einer kleinen Bar und einigen Bierchen, sah ich das Spiel Deutschland - Costa Rica.
4:2 Naja!
Mein Bein schmerzte gewaltig. Der Wirt war so freundlich und gab mir Eiswürfel die
ich dann in einer Einkaufstüte im Socken ums Schmerzgebiet legte. Es hilft.
Lecker Teilchen gingen in der Bar ein und aus ;-)

Eigentlich wollten wir uns heute hier in Decazeville treffen doch Harald ist gleich
bis Figeac gelaufen. Es gab da ne Route nach Figeac die kürzer ist. Naja ich denke
er wollte schon lange wieder alleine weiter laufen. Anders ging es mir auch nicht
obwohl wir meiner Meinung nach gut harmonierten.
Aber wenn man zusammen läuft ist eine angesagte Trennung komisch.
Ich hatte mich auch schon an das gemeinsame laufen gewöhnt und obwohl
wir manchmal stundenlang nix sagten oder in weitem Abstand zueinander liefen
war man doch verbunden und konnte nicht wirklich tief in sich gehen.
Es fehlt dazu die wirkliche Einsamkeit. (Meine Meinung)

Man nimmt die ganze Sache wieder viel intensiver wahr, bleibt stehn wenn man
mag und entscheidet nur für sich selbst. Man kommt wieder zu sich selbst, lernt
sich selbst besser kennen in den Situationen wo einem nix abgenommen
werden kann. Es ist auch nicht immer einfach sich selbst zu ertragen, sich zu
ertappen wie man sich selbst auf dem linken Fuß mit hinterfotzigen Gedankenspielerein
erwischt. NIX negatives über die Zeit als wir gemeinsam gelaufen sind, nur sehnt
man sich oft nach einer eigenen Entscheidung über Pausen, Strecken, Kilometer,
Unterkünfte ect.. Wir waren trotzdem ein super Gespann, dass sich ergänzte,
respektierte, unterstützte, lachte und schwieg.

DANKE HARALD !