Mein Jakobsweg 2006

07.06.2006 Bessuejouls - Sènergues

34. Tag

Habe die Nacht wieder im Freien geschlafen - unruhig, frierend, schwitzend,
Füße wehtuend, pinkeln müssend. Nicht gerade das was man sich als Erholung
wünscht. Ein amüsanter Traum, sexueller Natur, hat mich begleitet, was in diesen
einsamen Zeiten nicht mal unschön ist. GRINS! Muss aber auch gestehen, dass ich
mich seit meiner Abreise nicht um sexuelle Belange gekümmert habe.
Ich vermute es liegt an den Eindrücken die mann jeden Tag neu erfährt.
Dies mal kurz dazu.

Zum Frühstück teilten wir uns Haralds Schokokekse. Und natürlich wachten
wir im Osten mit frühaufgehender Sonne auf. SUPI
Wir liefen die ersten 8Km des neuen Tages nach "ESTAING", eine Stadt, die
früher mal ein wichteger Ort auf der "Via Podiensis" war. Mit dem Niedergang
der Wallfahrt, verlor sie jedoch ihre hohe Bedeutung. Heute noch ist es
ein entzückend kleines Städtchen mit einer wunderschönen Burg die an dem
träumerischen Fluss "LOT" liegt.

Hier war erstmal ein lecker Kaffee für den Motor angesagt. Habe mir nach
dieser Stärkung und nem Stadtbummel noch einen Stempel im Hotel geholt.
Harald hat`s wieder mal in voller Eile davongetragen. Ich weiß nicht wieso.
Sein innerer aufgesetzter Zeitdruck. Noch einen kurzen Smaltalk mit 2 Engländern,
Brot, Käse, Äpfel gekauft, begab ich mich auch wieder auf den Weg.
Ich dachte er wartet irgendwo oder ich hole ihn ein aber Pustekuchen.

Die kleinen wilden Erdbeeren am Wegesrand waren eine willkommende
geschmackliche Abwechslung. Kurz vor dem Weiler Fontailles machte ich Siesta.
An einem (Eau potable Brunnen ) erstmal schön die Füße waschen, dass hatten
die sich reichlich verdient und es war vorallem höchste Zeit. Nachdem ich schön
gespeißt und den halben Brunnen ausgesoffen hatte, ließ ich mir mit dem
Weitergehn noch ne Weile Zeit.
Es waren noch 7Km bis "Golinhac"! Mühsam aber schön ist der Weg dorthin
denn es war ziemlich warm heute. Ich schwitzte nicht schlecht. Dort angekommen,
gab es weder was zu futtern noch einen Kaffee. Die Franzosen und ihre Öffnungszeiten!
Telefonieren ging auch nicht, dazu brauchte man eine bestimmte Karte.
Ein Telefon ohne Geld mit Kartenschlitz. Was für ein Scheiß!
Weder die Bank noch Harald konnte ich anrufen.

Habe mich dort etwas auf die Bank gesetzt und übers Land geschaut während
sich meine Füße unter der Sonne von meinen Schuhen erholten. Harald hat mir
heute nochmal 30,-€ gegeben, somit sinds jetzt 50 Öcken die ich ihm schulde.
Von Golinhac bis Senergues sind es auf der Straße 13Km. 15.45 los und 18.30 da.
Bin gelaufen wie ein Wiesel trotz sich anbahnender aua aua Blasen.
Gott sei Dank hatte dort noch ein Geschäft offen, so dass ich mich
mit Wein, Käse, Zwiebel und Baguette eidecken konnte.
Ha, ha was für ein Schlafmittel ;-)

Dort stand wieder die selbe sch..... Telefonzelle. Mei da hat mean keinen anderen
Gedanken und dann immer diese TZ`s mit denen man nix anfangen kann.
Machte mich dann wieder frohen Mutes langsam auf den Weg.
Wusste noch nicht wo ich heute schlafen sollte, bis ich zu einen Hügel mit
einigen frischen Heuballen kam. Nach einigen Fotos musste ich, um aufs
Feld zu gelangen, durch Stacheldraht kriechen. Ich rollte 3 von den Heu-Ballen
zu einem U und machte es mir dazwischen bequem.
Ich glaube ich habs schon mal erwähnt, dass die Franzosen Weltmeister in der
Stacheldrahtfeldbegrenzungsanwendung sind. Ohhh wad nen langed Wort.

So habe ich morgen nur noch 7Km nach Conques. Das ist schon mal sehr beruhigend.
Denn, was sind jetzt schon noch 7Km zu Fuß!
Fliegen machen sich über mir breit da ich den Käsegeruch meiner Füße nicht
wegzaubern kann. Das einzige was bei dieser schönen Gegend heute gefehlt hat, waren Wolken.
Ein Tag mit 100% blauem Himmel. Ich meine nicht nur für eine kurze Pause im Schatten,
nein auch für den mächtigen Kontrast. (Fotoheini) Freue mich ungemein auf Conques.
Hoffentlich kommt zu dieser idyllischen Stadt auch ein entsperrtes Konto von Herrn
Franko Fürstenhoff. Ja es nervt schon so hilflos zu sein.
Und ich glaube Harald nimmt mir die Sache nicht so ab.

Es ist ganz seltsam, es rumort nur so von Fliegen, Mücken und anderen vor allem
grabbelnden Tieren. Als ich mit meiner Fl. Rotwein dem Käse und Brot beschäftigt
war und die Sonne langsam hinterm Horizont versank, sie dabei kräftig den Himmel
dunkelrot färbte, wurde es auch still um all die kleinen Viecher hier im Heu.
Jetzt kam der Schlaf des Gerechten.
Gute Nacht Franko gute Nacht Tiere