Mein Jakobsweg 2006

06.06.2006 Aubrac - Bessuejouls

33. Tag

Der Morgen war bestimmt vom dem "Was ist mit der Geldkarte los" Problem.
Es ließ mir einfach keine Ruhe. Auf alle Fälle hatten wir einen super Abend
verbracht und endlich unser langersehntes Aligot bekommen.

So, jetzt gings ab in die nächste Ortschaft und gleich erstmal zum nächsten Bankomat.
Ich hatte noch 5,-€ was für einen kleinen Imbiss am Morgen reichte.
Nun stand ich da vor einem Postbankautomaten und schob als erstes meine Kreditkarte ein.
REAKTION = Sie wurde verschlungen. Das saß tief. Egal, ich hatte ja noch eine EC Karte.
Ab rein damit. REAKTION = Bitte kontaktieren Sie Ihre Bank - Vorgang konnte nicht bearbeitet werden!

Ich sagte zu Harald der schon 2 Cafe in einem Bistro geordert hatte "Houston wir haben ein Problem!"
Gott sei Dank hatte er sein Handy dabei. Kurzum rief sofort meine Bank an. Sämtliche wichtigen
Tel.Nr. hatte ich ja dabei.
Und jetzt kommts.....

Das Finanzamt hat mit gerichtlichem Beschluss bewirkt, dass mein Konto incl. Onlinebanking gesperrt
wird. Und das wegen 147,27,-€

Ich fiel aus allen Wolken, ich dachte jemand hatte mein Konto geräumt und lege jetzt auf Hawai.
Die Bank ist machtlos dagegen. Jedenfalls hat mir die nette Dame von der Bank versprochen mir
umgehend zu helfen. He, ich bin in Frankreich und mir sind die Hände gebunden. Ich kann und will doch
nicht wegen diesen läppichen Betrag heimfahren. Sie sagte mir sie rufe mich zurück sobald sie mehr wusste.
Nachmittags um 15.30Uhr rief ich bei der Bank an. Wie es der Zufall so will, wollte sie mich auch eben
in diesem Moment anrufen. Beide hatten wir die Idee mit dem Fax.
Die Bank benötigte von mir eine schriftliche Vollmacht um die Überweisung in meinem Namen zu tätigen.
Gleich gegenüber war ein Tabakladen mit der Möglichkeit ein Fax zu senden. Ok, schriftlich den
Auftrag zur Überweisung per Fax geschickt. Und dann noch dies. Dieser elende einäugige Drecksack
verlangte sagenhafte 4,-€ von mir für 4 geschrieben Zeilen nach Deutschland per Fax.

Da musste ich mir sogar noch was von Harald pumpen. Ich glaube Harald traut der ganzen Sache nicht so
richtig. Ja, dass war mein Gefühl und ich glaube nicht das ich mich da getäuscht habe. Das machte mir
dann auch noch zu schaffen. Ich glaube, der dachte, dass ich echt pleite bin und Ihm was vorlüge und das
obwohl wir jetzt schon solange gemeinsam unterwegs sind.

Hallo Jakobsweg! Egal. Ab nach Espalion.

"Saint-Come.d Olt" ist eine bezaubernde Stadt mit romantischen Gassen, einem Fluss und Rosen, Rosen,
Rosen. Ich denke, ohne Ihm zu nahe zu treten, er hatte dafür kein Auge. Ich mag Ihn sehr aber manchmal
läuft er einfach so an allem vorbei. Ich wäre gern länger dort geblieben, doch ich schuldete Ihm noch 20 Euronen.

Mit etwas Zorn auf diese Situation habe ich mir gesagt, es wäre besser wieder alleine zu gehn. Evtl. wenn er
die Kohle von mir hat. Er denkt den Weg nur in Kilometern. Schade. Leider war er schon durch Espalion
durch und mich plagte der Hunger und die Ungewissheit ob es heute Abend noch was zu beisen gibt.
Harald nahm die Straße und ich den GR65 über die Berge. Machte ca. 45min. aus zu Gunsten von Ihm.
Aber dafür hatte ich einen grandiosen Blick über die Landschaft und die Stadt.

Ich rief Ihn dann an und wir trafen uns in Bessuejouls an der Eglise du Romana. Ich musste mich durch hohes
Getreide durchkämpfen und einen Fluss überqueren ehe ich zur besagten Eglise kam. Hätte sonst ca. 1Km
mehr gen müssen. Eine wunderschöne alte Kirche. Wir konnten sogar einen Blick reinwerfen da sie offen war.
Weiter auf dem Weg, schlugen wir unser Nachtlager unter freiem Himmel auf einer frisch gemähten Wiese
mit duftendem Heu auf. Shit, da wir fast kein Wasser mehr hatten, ging ich nochmal in den Ort hinunter und
füllte die Flaschen auf. Es gibt nix schlimmeres als Durst.
Am schlimmsten ist es, in der Nacht durstig mit trockenem Mund aufzuwachen und nix zu drinken zu haben.
Oder am Morgen mit drockner Schnauze loszuziehn.

Wir teilten uns den Wein und das Brot was er besorgt hatte und schwelkten einer geruhsamen Nacht
im frich duftenden Heu entgegen.

Der Weg heute Morgen war sehr steil und daher schwer zu gehn. Von Aubrac gehts 500m runter was den
Gelenken schon zu schaffen macht. Aber die Landschaft ist superschön. Ich denke die Franzosen sind die
absoluten Weltmeister im Stachelzaun verbauen.
Durch superschöne Laubwälder gelaufen und in einem netten kleinen privaten Pilgerstüberl einen lecker
Cafe und Apfelkuchen genossen. Serviert in ganz lieben Oma Tassen.

WETTER TRAUMHAFT

PS: Ich will wieder Herr über meine Lage sein und endlich wieder Kohle im Sackerl haben und die Situation
geklärt wissen.
Es waren vermutlich die KFZ Steuern. Naja der Bescheid kam halt zu ner Zeit ins Haus als ich schon nicht
mehr da war. Dumm gelaufen. Aber diese Aktion wegen 147,27,- € UNBEGREIFLICH
Deutschland und sein Finanzamt, eine Gaunerkomödie der besonderen Art.