Mein Jakobsweg 2006

07.05.2006 Wattwil - Rappertswill

3. Tag

Diese Nacht war nicht ganz so schlimm wie die Erste obwohl es mich wieder gut gefröstelte.
Nach mühevollem Aufstehen unterhalb der Ruine mit Sonnenaufgang, lief ich durchs nasse Gras
und seifte dabei meine Füße ein. Noch paar Schritte und die Füße waren sauber und der Geist munter.

Mit einer Blase am Fuß und verhärteten Waden, von meinem Knie ganz zu schweigen gings munter weiter.
Also nen Spaziergang wird das sicher nicht. Hatte doch am Vortag die Schuhe gewechselt,
von Salomon auf Lowa, ganz schlecht. Unter dem Gewicht mit anderer Fußanpassung hatte ich mir das Knie
verschnachselt. Ist ne große Problematik den Fuß beim gehen immer so zu setzen das nix weh tut.

Auf den ersten beschwerlichen 2km traf ich auf 2 Wanderinnen. Vorher stand ich im Wald mit
abgesetzten Rucksack und an einem Baum lehnend und habe zu mir gesprochen: Wenn Du nix mit dem
Gewicht tust, überstehst du das hier nicht.
Elisabeth und Helena aus der Nähe von Augsburg hießen die Beiden. Sie hatten mich kurz darauf eingeholt
und wir machten einen kleinen Plausch. Im Gespräch kam ich auf die Gelüste nach einem Apfel vom
Vortag zu sprechen und siehe da, die beiden hatten ein Sixpack Äpfel und gaben mir einen davon.
Juchhuuuu! Was für eine Freude.
Beide haben vor bis Genf zu laufen. Ich denke man sieht sich nochmal. Unsere Wege trennten sich
dann wieder und ich beschloss meine Unterbuchsen und Socken an einem Bach zu waschen.
Hatte ja extra biologische Seife dabei.

Nach einem kurzen Gespräch mit zwei Wanderern, die mich fragten ob ich den Jakobsweg gehe,
ging ich mit frisch duftenden Socken und Höschen meiner Wege. Alle die man so trifft sind
begeistert davon den Camino zu gehn und wünschen mir für die Reise alle Gute.

Es sollte heute nicht so einfach werden. Von den Mädels hatte ich erfahren, dass sich der Weg über
Rapperswill sehr lohnt da man dort den Zürichsee über eine Holzbrücke überqueren kann.
Als ich dann den See das erste mal von oben sah freute ich mich rießig. Zumal mein Aussichtspunkt
ein göttlicher Fleck auf Erden war. Von hier sah es so aus, als ob es sich in kurzer Zeit bis Rapperswill
gehen ließe. Aber es dauerte doch ne ganze Weile.

Nachdem ich mich am Stadtrand etwas verlaufen hatte und den ganzen Weg zurück musste, fragte
ich mich bis zur Stadt durch. Ging wunderbar und die Markierung ward auch bald wieder gefunden.
Und wie schön diese Stadt doch ist mit ihrem Kloster und Rosengärten und dem Schloss.
Einige Aufnahmen mit der Canon mussten da schon sein.

Immer mit dem Gedanken, wo ich heute nächtigen werde, ging es weiter. Da unten im Zentrum der
Stadt saßen meine 2 Grazien vom Vormittag und verschlangen einen Burger.
Voller Freude der Begegnung kaufte ich mir auch einen Burger.
Nach einer schönen Pilgerratscherei über Dies & Das (das Kloster war schon voll) ging ich meines
Weges über die Holzbrücke. Eine sehr schöne Aussicht von dort über die Stadt mit ihren vielen
Lichtern, dem Hafen und den angestrahlten Schlosstürmen. Jedoch wurde es zusehends dunkler
und der Gedanke an ein passendes Nachtlager machte mich etwas nervös.
Alles um mich herum war Naturschutzgebiet. Ich zog schon in Bedracht auf einem Kinderspielplatz
zu schlafen, negativ. Ich lief weiter im dunkeln bis nach dem Naturschutzgebiet kurz vor dem
Bahnhof eine Wiese lag mit einem großen Busch zum Schutz. Und wieder geschafft. Ist aber schon
recht ungewohnt mit der Situation des Nichtwissens um einen sicheren Schlafplatz umzugehn.

PS: Am Nachmittag nach einem leckeren Vesper (Waldpilz-Süppchen)
war ich das erste Mal seit 4 Tagen ein Ei legen. "Super" im Freien.

Nach dem Aufbau des Zeltes war ich so erschöpft vom Tag,
dass ich mir gerade noch einen Tee kochen konnte der meinen Körper von innen wärmen sollte.
Dann schlief ich auch schon ganz friedlich ein.
Mein größter Gedanke den ganzen Tag: GEWICHTSREDUZIERUNG AM RUCKSACK