Mein Jakobsweg 2006

27.05.06 Quétar / Le Grand Champs - Revel Tourdan

23. Tag

Alles Gute liebe Mama zu Deinem Geburtstag!
Hätte ich ihr gern gesagt aber es ging nur der AB ran.

Es war herrlich wieder im Freien zu nächtigen auch wenn der Schlafsack heute Nacht richtig feucht
geworden und das trotz Poncho. Egal es war sagenhaft.
Im Morgenlicht mit frischer Brise aufgewacht einen Schluck Vin Rouge genommen und auf gings in den Tag.
Hatte mich dann um ca. 600-800m verlaufen da es nur ein kleiner pupseliger Weg war der vom Großen
abging. Wieder zurück, sah ich das von Blattwerk verhangene Muschelsymbol. Es ging einen engen,
steinigen, tiefen und unbequemen Tunnelweg steil hinab. Wie's so kommt bin ich mit dem linken
Fuß umgeschnaxelt und habs mit dem Rechten abgefangen. Das tat WEEHH! Es warf mich für Stunden
wenn nicht um Tage zurück. Ich hätte fluchen können. Aber da muss man durch.

Von Le Grand Lemps ging ich nach einem kurzen Frühstück aus eigner Tasche der Straße entlang nach
"LE COTE SAINT-ANDRE"! 12km in 3,5 Stunden. Mit dem rechten Fuß muss es irgendwann besser
werden, BITTE!!!
In Saint Andre angekommen musste ich das Problem mit dem Fotochip lösen. Alles auf CD brennen
lassen damit ich wieder Platz für neue Fotos hatte. Auserdem wollte ich noch einen 512MB Chip kaufen
und musste sch..... wie verrückt. Die ersten beiden Foto/Video-Geschäfte hatten zu. Typisch France.
In Richtung Kirche "St. Andre" sah ich dann in der oberen Straße die parallel zur Hauptstraße verläuft ein
Konic Schild an der Hauswand. Dort ließ ich die Daten (Bilder) auf CD brennen. Was ich nicht wusste:
die Ochsen haben nur die FOTOS gebrannt und meine Filme nicht. Was ist hier los mit dem Digitalen
Zeitalter. Habe mich später, als ich es bemerkt hatte, in den Aller Wertesten gebissen. 4.50,-€.
In einem größeren Store fand ich dann einen neuen Chip 512MB für 79,-€ Hammer diese Preise hier
mitten in der Pampa. Aber, was kostet die Welt.

Dann ging ich mir die Kirche ansehn. Sehr alt und mit einer unglaublichen Mystik. Wenn man bedenkt,
was diese Mauern alles schon gesehen, erlebt und gehört haben.
Ich musste immer noch dringend. Wollte meine Füße noch in einen Brunnen halten den ich unterwegs
gesichtet hatte. Richtung Tourist Info gabs einen Supermarkt wo ich eine Nottoilette vermutete.
Negativ. So machte ich nur die üblichen kulinarischen Besorgungen des Tages und für Morgen denn
der Sonntag stand vor der Tür. Wollte heute in "FARAMANS" auf dem Campingplatz mit Kochgelegenheit
übernachten. Um 15°° dort sein die Füße hochlegen und den Tag genießen wärend sich meine Füße
ausruhen könnten.

Als ich meinen Einkauf im Rucksack verstaute und ins Freie gelangte, sah ich eine mir sehr vertraute
Person lässig in einem Liegestuhl flacken.
DAS GIBTS DOCH NICHT: DA HARALD
Er war auch hier auf Einkaufstour und hatte beim verlassen des Supermarktes meinen Rucksack samt
Stock geortet. Er war sichtlich mitgenommen von diesem Zufall. Das war uns erstmal einen guten
Snickers wert. Jetzt gabs natürlich erstmal viel zu erzählen. Von wann bis wann, von wo bis wo, mit wem,
wen hat man gtroffen ect. ect..
Unglaublich - ich ging echt davon aus, dass er 10-15Km Vorsprung hat. Er kaufte sich noch Nudeln mit
T-Sauce und ab gings wieder zu zweit. Eines weiß ich, mit ihm stimmt die Chemie beim gehn. FREUDE!

PLANÄNDERUNG
"LE RONJA" sollte unser gemeinsames Ziel des Tages sein. Eine Gite de Etappe wo man auch deutsch
spricht und man kochen kann. Einfach mal in deutsch loszubrabbeln wäre ne supi Sache. Ich hatte die
ganze Zeit die leckeren Spaghettis in Tomatentunke vor meinem Auge.
Wie heißt es so schön. Lebe deinen Traum. Mein Traum vom heutigen Relaxtag war dahin. Wir waren
1.5Std über der Zeit zu Faramans. Nach ewig langem durch die Felder spazieren, in sengender Hitze
kochendem Umanandgelaufe, stellten wir zu unserem Entsetzen fest, dass die Bude heute geschlossen
hatte.

FERME = Geschlossen

Ich hatte nen ziemlichen Hals da ich mir den Tag so schön ausgemalt hatte.

So zogen wir bei der Hitze weiter nach "POMMIER-de-BEAUREPAIRE" Es waren 4.5Km zurück nach
Faramans. Ich überlegte ernsthaft diesen Schritt zu wagen. Wir gingen in eine Auberge um zu fragen wo
man hier Essen, Trinken und Übernachten könne. Beim besten Willen aber der Dame fiel nix ein. Das war
zum zerreisen. Wir mit unserem deutsch und sie brabbelde die ganze Zeit irgendetwas auf französisch.
Aber bei nem Bierchen war das schon fast lustig. Wir hätten auch bei Ihr auf dem Boden gepennt. In
diesem Moment war uns alles recht. Wir tranken jeder in dieser lockeren Gesprächsrunde 2 Bier und
aßen die beiden vor uns stehenden Schalen mit Nüssen komplett auf. ;-)
Am Ende zogen wir weiter nach "PISIEU" ! Da trafen wir einen Tunesier der ein bisschen deutsch
sprach und sehr bemüht war uns zu helfen. Er und seine Frau konnten uns auch nicht weiter helfen,
so dass wir wie geohnt weiter zogen.

Also auf nach "REVEL TOURDAN" Hotel Esplanade. Preis war uns heute scheißegal. Dort angekommen
mussten wir sehn das auch dieser Traum geplatzt ist. Ich war echt angefressen da ich den ganzen
Proviant den ich eigentlich in Faramans essen wollte mit mir rumschleppte. Und es war schon 19°°Uhr.
Wir wollten unseren Marsch schon fortsetzen da trafen wir auf eine ältere Dame die unser Problem
sichtlich erkannte und uns zu einem alten Haus führte. Wir hätten das Schild mit der Muschel auch selbst
sehen können. Es war ein sehr altes gut restauriertes Gebäude. Wir waren begeistert und langsam fassten
wir wieder Mut doch noch Ruhe zu finden.

Ein Herr bat uns herein und zeigte uns das Zimmer ect. Er sprach englisch sah aus wie ein Franzose und
hatte einen sehr netten einladenden Blick. Nach dem Duschen gabs Abendbrot mit Salat, Käse, Baguette
und Gemüse mit Würstchen. Als Dessert reichte er uns gezuckerte Erdbeeren. Es war der Wahnsinn.
Ich glaube der Weg ist schon für jeden geschrieben befor er ihn antritt. Mit Zufall hat das nichts mehr zu tun.
Nach der Gartenparty mit seinen Nachbarn kam der Hausherr auf einen Plausch zu uns.
Er erzählte uns das er vor vielen Jahren dieses bezaubernde Haus gekauft hat und es seit dem mühseelig
restauriert. Er nimmt gern vorbeikommende Pilger auf darum auch die Muschel an seinem Haus.

So gegen 23°° gings in die Falle. Gegen meine Rückenschmerzen nahm ich Muskelrelaxtabletten.
Mal sehn obs was hilft.

PS:
Yves Pinget heißt der gute Mann der uns den Abend gerettet hat. Was für ein Tag. Geht auch ab und zu
einiges schief, so dreht es sich doch oft zum Guten. Man muss nur durchhalten.