Mein Jakobsweg 2006

25.05.06 Montagnin - Les Aprets

21. Tag

Nach einem lecker Honig und Kaffeefrühstück gings los. Habe mich auf dem Weg nach YENNE etwas
verlaufen was aber nicht weiter tragisch war. In YENNE schrob ich 2 Karten, eine an Mama zum
Geburtstag und eine an Sabrina & Mugl auch zum Geburtstag. Die beiden Herren aus der Gite
kamen ne ganze Weile nach mir auch in diesem kleinen schönen Ort an. Nach einem weiteren Cafe
gings weiter über die "Chapelle Notre Dame de la Montagne" (schöner Name)
Es war die etwas längere, schwerere aber viel schönere Strecke. "Muschel ohne Punkt" markierten
diesen der beiden Wege.
Ich tauchte wiedermal in die wundersame Welt der Tiere ein und bestaunte viele von ihnen die ich
noch nie gesehen hatte. Die Rhone und das Rhonetal aus der Höhe zu sehen war ne Wucht.
Welch schöne einsame und ruhige Strecke durch Buchsbäume und Wildwuchs hindurch am Rand
des Berges mit dieser traumhaften Aussicht. Nur gestört von 2-3 Flugzeugen mit ihrem Lärm.

Es war wieder mal soweit. In den schönsten Momenten, auch wenn sie anstrengend sind wie soeben,
meldet sich ein Teil deines Körpers wegen Überanstrengung. Die Fersen. Der Nichtbeachtungsfolgen
wissend, machte ich ne Stunde Rast an der Jagerhütte. Die beiden Herren von Yenne nahmen den anderen
Weg und machten auch Rast und Picknik an der Jagdhütte. Später sollte ich erfahren das Harald hier
auch gevespert hat. Nach einer Stunde der Genesung gings weiter.

Es war oder sollte ein Kampftag werden. Die Berge rauf und runter, genau das Richtige um meine Fersen
zum schreien zu bringen aber wie gesagt, die Ausblicke von hier oben machten alles wieder gut.
Als ich in "Saint-Maurice de Rotherens" eintraf, sah ich Silvio in einem Lokal sitzen. Was für eine Freude
und Überraschung. Ich gesellte mich dazu und genehmigte mir ein kühles Bier. Ich dachte das er schon
viel weiter ist. Wir gingen anschließend gemeinsam weiter nach "Saint-Genix-sur-Guiers" .

Mir brannten die Füße und der Weg schien kein Ende zu haben. Unterwegs machte Silvio an einer alten
Lehmhütte/Haus halt um sich das Lehmgemisch anzusehen. Es hatte ihn fast umgehauen vor Begeisterung.
Er kannte diese Art noch nicht und wollte sich noch schlau machen was es war. Es war schön wieder einen
Abschnitt gemeinsam mit ihm zu gehn.
An der "Chapelle de Pignieux" trennten sich unsere Wege wieder. Er verharrte dort um Essen und eine
Unterkunft zu bekommen und ich machte mich weiter auf den Weg um das Selbe zu suchen.
Wie gesagt Silvio war Geldlos unterwegs.
Ich nahm Kurs auf den Zeltplatz der im Führer angeprießen wurde. Alle Geschäfte hatten
schon zu und ich hatte einen Kohldampf. Manchmal denk ich mir, dass ich bei diesen Ladenöffnugszeiten
hier in France noch mal verhungern werde. Ein 15cm Stück Wurst hatte ich noch.

Auf halben Wege durch die Stadt sah ich einen Wanderer pausieren und rief ihm ein lässiges "Servus" zu.
Er erwiderte dies und machte sich als Pilger Jens aus Konstanz bekannt. Wir quatschten noch ne ganze
Weile und gingen dann langsam weiter. Ich, immer noch mit der Absicht zum Zeltplatz zu gelangen, er um
weiter zu laufen. Aber wie es der Herr Gott nun mal so will, quatschten wir so intensiv, dass wir einfach
nur noch liefen. Seltsam. Zum Zeltplatz zurück wars jetzt auch sinnlos. Also beschlossen wir gemeinsam
weiter zu gehn und die Nacht im Freien zu verbringen. Ich setzte auf seine Erfahrungen da er fast immer
draußen pennte. Ein sogenannter "Im Freien Schläfer" ! Das hörte sich spannend an und ich hatte es eh
schon mal vorgehabt.

Mit Zunehmender Kilometerzahl und Dunkelheit nahm auch der Schmerz meiner Füße zu und ich wollte
nur noch RUHE !!!
Kurz vor LES ABRETS hielt ein PikUp und fragte ob er uns mitnehmen solle. Mit viel Scham und dem
Gedanken des Schummelns liesen wir uns mitnehmen. Er fuhr uns zu einem Campingplatz. Die hatten
jedoch ab 20°° geschlossen. So gingen wir wieder zurück und suchten uns auf dem Weg ein Plätzchen
zum nächtigen.
Auf einem gemähtem Feld unter einem großen Baum im frischen Heu machten wir uns breit. So nun wirds
ernst. Das erste mal mit Bedacht im Freien schlafen. Bisher wars immer nur nach durchzechten Nächten
mit nem Volldampf. Da macht man sich keine Gedanken was einem passieren kann, welche Tiere und
Tierchen einen im Schlaf besuchen kommen um an einem zu nagen oder so!
Ich hatte jedenfalls die "dollsden" Vorstellungen. Aber diese Nacht sollte auch mein Lehrmeister werden
was das im Freien schlafen anging.

Mir war warm und eng im Schlafsack und meine Füße schmerzten, so dass sie mir fast jede Chance aufs
einschlafen nahmen. Ums verrecken konnte ich nicht einschlafen. Ich schätze so lag ich 2 Std. und hatte
nen dicken Hals. Ach wäre der Campingplatz nicht doch bequemer gewesen ect. ?????
Sinnlose Fragen und dann die Füße und die wahnwitzigen Vorstellungen was mir im Schlaf über und in den
Schlafsack kriechen könnte. Ich zog dann mein Hemd aus und schlief nur mit UH. Der Poncho diente der
Abdeckung des Schlafsackes gegen die Feuchtigkeit. So, das Ding bis oben hin zugezogen und der
nächste Einschlafversuch. Siehe da, es war besser von der Temperatur. Die Geräusche ringsum ver-
stummten langsam und ich wog mich im Schlafe des Gerechten nach 45Km.

PS:
Auch Tiere gehen schlafen wenn es dunkel wird. Fledermäuse tun einem nix und größere Tiere haben
Angst vor zwei oder einem scharchendem Nächtiger. Keine Angst. WICHTIG!!! Immer einen Platz suchen
der absolut dunkel ist. Sonst nerven die kleinen Mistviehcher doch ;-)

Von der Wurst die ich noch hatte bin ich nach ganz langsamen essen und genießen satt geworden.
What a wonderful Worst! Helge!